Nisthilfen für Insekten

Wer sich mit dem Thema Insektenschutz auseinandersetzt, wird früher oder später mit künstlichen Nisthilfen konfrontiert. Ob im Baumarkt, im Gartencenter oder auf diversen Internetseiten, überall werden künstliche Nisthilfen angepriesen. Die Mehrzahl von ihnen ist jedoch ungeeignet, weil sie falsch konzipiert sind oder das Material nicht den Bedürfnissen der Insekten entsprechen.

So schön die Idee hinter Nisthilfen auch ist, solltet Ihr Euch immer bewusst machen, dass Nisthilfen nur einen kleinen Teil des Artenspektrums ansprechen. Mit künstlichen Nisthilfen kann höchstens ein Viertel der im mitteleuropäischen Raum auftretenden Wildbienenarten gefördert werden, da rund ¾ der Arten im Boden nisten.

Auch beim eigenständigen Nachbau gibt es viel zu beachten. Hier einige Do’s und Don’ts, die Ihr beim Kauf oder dem Selbstbau von Nisthilfen beachten solltet:

Zapfen sind als Nistplatz ungeeignet!

Kiefernzapfen & Co

Kiefernzapfen sind zwar aus ökonomischer Sicht für einen Verkäufer lohnend, Insekten profitieren hingegen nicht von ihnen. Weder als Nistplatz noch als Versteck oder Überwinterungsquartier sind Zapfen geeignet. Gleiches gilt für Borkenstückchen, Holzhäcksel, Stroh, Heu und ähnliches Material.

Überwinterungsquartiere

In einigen käuflichen Nisthilfen ist ein kleiner, rundum geschlossener Kasten mit einem schmalen, senkrechten Öffnungsschlitz verbaut. Hier sollen Schmetterlinge überwintern können. Jedoch haben überwinternde Schmetterlinge kein Problem passende Überwinterungsmöglichkeiten in der Natur zu finden. Zudem überwintern nur sechs der 180 in Deutschland vorkommenden Tagfalterarten als Schmetterling. Alle anderen verbringen die kalte Jahreszeit als Ei, Raupe oder Puppe. Bei anderen käuflichen Nisthilfen findet man einen rundum geschlossenen Kasten mit mehreren Querlamellen. Hierbei handelt es sich um eine Überwinterungsmöglichkeit für Florfliegen, die jedoch auch keine Probleme haben, einen Überwinterungsplatz in der Natur zu finden.

Das Überwinterungsquartier für Schmetterlinge wird selten angenommen!
Hohle Pflanzenstängel mit glatten Schnittkanten sind ideale Nistplätze!

Hohle Pflanzenstängel

Damit hohle Stängel besiedelt werden, müssen sie glatte Schnittkanten haben. Splitter am Eingang des Halms verletzen Wildbienen an ihren empfindlichen Flügeln, wenn sie rückwärts in die Niströhren krabbeln, um ihren Pollen abzustreifen. Auch der Durchmesser der Stängel ist wichtig! Welcher Durchmesser bevorzugt wird, ist artspezifisch. Besonders geeignet sind Stängel mit einem Durchmesser von 3 bis 6mm – hier siedeln die meisten mitteleuropäischen Wildbienen. Außerdem sollten die Stängel nur zu einer Seite hin offen sind, sonst werden sie als Nistplatz nicht genutzt. Plastikstrohhalme oder Plastikröhrchen als künstliche hohle Stängel sind ungeeignet, da hier die Gefahr einer Verpilzung besonders hoch ist.

Markhaltige Pflanzenstängel

Manche Wildbienenarten greifen nicht auf vorhandene Hohlräume zurück, sondern nagen ihre Gänge u. a. in markhaltigen Pflanzenstängeln. Wildbienen könnt Ihr unterstützen, indem Ihr frische Pflanzenstängel markhaltiger Arten (Brombeere, Distel, Heckenrose…) in 50 bis 100 cm lange Stücke schneidet und diese anschließend einzeln mit Draht oder Kabelbindern senkrecht an einem Zaun oder Pfosten fixieren. Wichtig ist, dass sie keinen Kontakt zum Boden haben, damit sie keine Feuchtigkeit ziehen und verrotten. Außerdem solltet Ihr sie nicht gebündelt und waagerecht befestigen, da solche Stängel deutlich schlechter angenommen werden.

Markhaltige Pflanzenstängel, z.B. von der Brombeere, werden gerne als Nistplatz angenommen!
So bitte nicht!

Holzblöcke mit Bohrlöchern

Ein klassisches Element in Nisthilfen ist der mit Bohrlöchern durchzogene Holzblock. Bei der Wahl des Holzes solltet Ihr jedoch auf Folgendes achten: Das Holz sollte unbehandelt sein und es sollte sich um Hartholz handeln. Gut geeignet ist das Hartholz der Eiche, Buche, Birke oder das von Obstbäumen. Weichholz, z. B. von der Weide oder Pappel fasert zu stark. Auch Nadelholz von der Fichte oder Kiefer sind deshalb ungeeignet. Zudem sollte das Holz komplett durchgetrocknet sein, um Rissbildung zu vermeiden. Durch Risse können Parasiten, Feuchtigkeit und Pilze in die Niströhren eindringen. Um die Rissbildung auch im trockenen Holz zu verhindern, sollten die Bohrlöcher quer zur Holzmaserung gebohrt werden und ab einem Durchmesser von 5 mm einen Mindestabstand von 2 cm aufweisen. Auch bei der Bohrung im Hartholz gilt, dass der bevorzugte Durchmesser der entstehenden Bohrlöcher artspezifisch ist, weshalb verschiedene Löcher mit einem Durchmesser von 2 – 9 mm sinnvoll sind. Bohrlöcher im rissigen Stirnholz, die alle den gleichen Durchmesser und zu wenig Abstand zueinander haben, findet man häufig bei käuflichen Nisthilfen, sie sind jedoch ungeeignet.

Lochziegel

Auch Lochziegel aus Ton, die für den Hausbau verwendet werden, kommen in Nisthilfen zum Einsatz. Jedoch sind sie als Nisthilfe für Wildbienen und Wespen vollkommen ungeeignet. Die Hohlräume der Lochziegel sind zu beiden Seiten hin offen und gleichzeitig viel zu groß. Lochziegeln sind nur dann als Nisthilfe gewinnbringend, wenn ihre Hohlräume mit Pflanzenstängel bestückt werden.

Hohlräume von Lochziegeln sind zu groß zum Nisten!
"Viel hilft viel" - Nicht bei Nisthilfen!

Weniger ist mehr

Das Motto „viel hilft viel“ gilt nicht für Nisthilfen. Ist eine Nisthilfe gut gebaut, können sich hier schnell tausende von Insekten ansiedeln, was bei sehr großen Nisthilfen zu einer unnatürlich hohen Besiedlungsdichte führt und die rasche Ausbreitung von Parasiten erleichtert. Kleine, verstreut angebrachte Nisthilfen sind daher zu bevorzugen.

Auch bei der Standortwahl und Pflege einer Nisthilfe sind einige Dinge zu beachten:

Standortwahl

Achtet darauf, dass Ihr die Nisthilfen nach Südosten oder Südwesten ausrichtet. Wärme und Trockenheit sind die wichtigsten Faktoren für die normale Entwicklung der Brut. Außerdem ist die Larvennahrung anfällig für Feuchtigkeit. Sie läuft Gefahr zu verpilzen, wenn es zu feucht ist. Das Anbringen in Baumkronen von (Obst-) Bäumen und in Bodennähe gilt es zu vermeiden, da es hier feucht ist. Des Weiteren sollten die Nisthilfen immer fest fixiert sein und möglichst windgeschützt platziert werden.

Pflege der Nisthilfe

Nisthilfen können grundsätzlich mehrere Jahre verwendet werden. Jedoch beziehen Wildbienen ungerne alte Nistgänge, in denen sich noch Reste der Lehmtrennwände oder nicht verzehrte Pollen aus dem Vorjahr befinden. Daher ist es sinnvoll, wenn Ihr alte, offene, unbesiedelte Brutgänge im Herbst oder zu Beginn des Frühjahrs reinigt. Zum Reinigen der alten Niströhren könnt Ihr einen dünnen, langen Gegenstand (z. B. Schraube, Schaschlikspieß) oder eine Bohrmaschine mit niedriger Drehzahl verwenden. Im Anschluss müsst Ihr das lose Material nur noch mit einem Pfeifenreiniger o. ä. entfernen. Das Reinigen der Nisthilfe verlängert zwar ihre Lebenszeit, spätestens nach 3-4 Jahren hat die Nisthilfe jedoch ausgedient und ihre Elemente müssen ersetzt werden.

So schön die Idee hinter Nisthilfen auch ist, solltet Ihr Euch immer bewusst machen, dass Nisthilfen nur einen kleinen Teil des Artenspektrums ansprechen. Mit künstlichen Nisthilfen kann höchstens ein Viertel der im mitteleuropäischen Raum auftretenden Wildbienenarten gefördert werden, da rund ¾ der Arten im Boden nisten.