Insektenschutz im eigenen Garten

Der erste Schritt zu einem insektenfreundlichen Garten ist eine Bestandsanalyse. Nicht immer müssen neue Pflanzen oder Materialien gekauft werden. Schaut doch einfach mal, was in Eurem Garten schon vorhanden ist. Im Folgenden findet Ihr verschiedene Ideen, wie Ihr Euren Garten ohne größere Anschaffungen und sogar mit wenig Aufwand insektenfreundlich umgestalten könnt:

Wilde Ecken

Wilde Ecke im Garten stehen zu lassen ist eine kostenlose und zeitsparende Methode für einen insektenfreundlichen Garten! Eine wilde Ecke wird weder gemäht noch betreten. So können sich Wildpflanzen wie Klee, Brennnesseln, Löwenzahn, Disteln und Gräser entwickeln und blühen. Verschiedene Schmetterlingsraupen wie die des Tagpfauenauges finden hier ein reichhaltiges Angebot an Futterpflanzen. Und wilde Ecken sind auch ein Lebensraum für andere Kleintiere.

Wilde Ecke im August

Frühblüher

Frühblüher wie Schneeglöckchen, Krokusse oder Narzissen sehen nicht nur hübsch aus, sondern dienen den Insekten als wichtige Nahrungsquelle im Frühjahr. Wenn Euer Garten schon während der ersten Monate des Jahres ein Nahrungsangebot für Insekten bereithalten soll, lohnt es sich, im Herbst des Vorjahres Frühblüher einzupflanzen. Die Zwiebeln von Wildkrokussen können beispielsweise ganz einfach in den Rasen gesetzt werden. Am besten in Gruppen, da sie dann eine größere Farbwirkung erzielen. Weitere beliebte Frühblüher sind Kegelblumen, Hyazinthen oder auch Buschwindröschen. In den Blüten des Buschwindröschens halten sich häufig die Larven des violetten Ölkäfers auf.

Wildblumenbeete

Heimische winterharte Pflanzen sind für Insekten besonders gut geeignet und auch weniger anfällig für Pilze usw. Um möglichst viele Insekten anzusprechen, sollten verschiedene Blütenfarben und -formen ausgewählt werden. Achtet darauf, dass Euer Beet mit einer Mischung aus früh-, mittel- und spätblühenden Pflanzen bepflanzt ist, sodass die Insekten hier ganzjährig Nahrung finden. Inspirationen zur Pflanzenwahl findet Ihr hier.

Ihr habt viel Platz? Hier findet Ihr eine Anleitung für das Anlegen eines Blühstreifens.

Efeu

Efeu kann an der Hauswand oder auch an Zäunen bis zu 20 m hochwachsen und beherbergt viele Spinnen und Insekten. Er ist ein wahrer Insektenmagnet für Bienen, Käfer, Fliegen und Falter. Vor allem im Spätherbst, wenn sonst nur noch wenige Nektarquellen vorhanden sind. Denn zu dieser Jahreszeit stehen sonst nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung. Jedoch solltet Ihr beachten, dass nur kletternde Arten blühen. Ab Januar sind die blauschwarzen Beeren reif und dienen den Vögeln während des Winters als vitaminreiche Nahrung. Der Rückschnitt sollte daher erst im Frühjahr erfolgen.

Moosecken

Auch unscheinbar wirkende Moose bieten Insekten Lebensraum. Im Moos können u. a. Schmetterlingsraupen (z.B. die des Kaisermantels) überwintern. In schattigen Bereichen des Gartens kann Moos auch an Steinen und Trockenmauern entlang wachsen und einen Lebensraum für viele kleine Tiere bieten. Wenn Ihr einmal ein Stück Moos aus Eurem Garten anhebt, werdet Ihr sicherlich ein großes Gewimmel darunter finden. Außerdem filtern sie die Luft und schaffen ein besseres Klima in Eurem Garten. Moose sind sehr pflegeleicht und müssen nicht gedüngt oder gemäht werden. Spart Euch daher die Arbeit, das Moos zu beseitigen!

Kaisermantel (c) Ivar Leidus I CC BY-SA 4.0

Laubhaufen

Laubhaufen bieten Insekten, aber auch Amphibien und Säugetieren (z.B. Igel, Maus) ein Winterquartier. Vögel finden hier Nahrung. Lasst den Laubhaufen am besten in einem schattigen und windstillen Bereich des Gartens bis ins späte Frühjahr liegen. Gehölzschnitte können hier zusätzlich zur Stabilisation dienen. Am besten solltet Ihr das am Boden liegende Laub auch nicht mit einem Laubsauger aufsaugen, um Tiere nicht zu erschrecken.

Nächtliches Kunstlicht

Nachts sollte das Einschalten von künstlichen Lichtquellen wie Lampions oder Lichterketten im Garten vermieden werden, da sie die Insekten in vielerlei Hinsicht negativ beeinflussen. Wenn Ihr auf Eure Gartenbeleuchtung gar nicht verzichten möchtet, solltet Ihr sie in jedem Fall ausschalten, sobald Ihr sie nicht mehr benötigt. Weiterführende Informationen zum Thema Lichtverschmutzung und ihre Auswirkungen auf die Insekten findet Ihr hier.

Großer Frostspanner (c) Harald Süpfle I CC BY-SA 3.0

Zurückschneiden

In einem insektenfreundlichen Garten werden Sträucher und Bäume erst im Frühjahr zurückgeschnitten, da viele Insekten in ihnen überwintern. Schmetterlinge wie bspw. der Große Frostspanner legen ihre Eier in die Äste von Apfelbäumen ab. Dort überwintern sie und schlüpfen im nächsten Frühjahr. In Stängeln von Brombeeren, Schilf und Sonnenblumen überwintern viele Schmetterlings- und Wildbienenlarven. Außerdem können stehengelassenen Stängel von Insekten als Rückzugsort genutzt werden. Auch Vögel nutzen stehengelassene Stauden und fressen deren Samen und Früchte.

Markhaltige Stängel

Die markhaltigen Stängel von vielen Pflanzen (Himbeere, Brombeere, Heckenrose, Disteln, Schwarzer Holunder, Königskerzen…) sind ein möglicher Nistplatz für einige Wildbienenarten (z.B. Maskenbienen, Mauerbienen und Keilhornbienen). Außerdem sind markhaltige Stängel eine Überwinterungsmöglichkeit für Insekten und deren Eier oder Larven. Die abgeschnittenen Stängel können mit der Gartenschere in 0,5 – 1 Meter lange Stücke zerschnitten werden. Sie lassen sich senkrecht anschließend an gut besonnten Stellen einzeln in den Boden stecken oder an Pfosten mit Draht oder Kabelbindern fixieren.

Markhaltige Stängel werden gerne als Nistplatz angenommen!

Auf Pestizide verzichten!

Pestizide schließen sowohl Insektizide (Insektenschutzmittel) als auch Herbizide (Pflanzenschutzmittel) ein. Insektizide wirken beispielsweise gegen tierische Schädlinge, wie z.B. Blattläuse, schaden dabei jedoch auch ihren natürlichen Fressfeinen, wie Marienkäfern, Feuerwanzen und Ritterwanzen. Zudem können sich Pestizide bei wiederholter Nutzung immer stärker in der Umwelt anreichern. Viele synthetische Pestizide enthalten außerdem Schadstoffe wie Glyphosat, welches potenziell krebserregend ist. Unklar ist, wie viel Schaden die Nutzung von Pestiziden langfristig auf die Umwelt und die Wasserqualität hat. Klar ist, dass sich die zugelassenen Schädlingsbekämpfungsmittel bereits jetzt negativ auf im Wasser lebende Organismen auswirken. Verzichtet daher, wenn möglich, auf den Einsatz von Pestiziden!
Als möglichen Ersatz für Pestizide könnt Ihr für Eure Pflanzen z. B. ätherische Öle oder Bitterstoffe verwenden, um Schädlingen den Appetit zu verderben. Ihr könnt auch einen Tee aus Knoblauch brauen und damit Eure Pflanzen behandeln.

Totholz

Totholz wie alte Baumstämme oder abgesägte Äste dienen Insekten als Nahrung, Versteck, Nistplätze oder Baumaterial. Nicht jedes Totholz ist jedoch gleichermaßen für alle Insekten geeignet! So bevorzugen mehrere Wildbienenarten wie Blattschneiderbiene, Pelzbiene, Holzbiene oder Steinbiene für den Bau ihrer Nester 1-2 m lange Stammstücke oder dickere Äste von Obstbäumen, Pappeln oder Fichten mit einem Stammdurchmesser von >20 cm. Dabei ist die Festigkeit des Holzes wichtig: nur festes Totholz wird besiedelt, egal ob einzeln oder in Stapeln geschichtet. Platziert das Totholz am besten an einem sonnigen Platz.

(c) Maja Dumant I CC BY 2.0

Gartenbegrenzung

Rank- und Kletterpflanzen an Gitterzäune am Gartenrand bieten verschiedenen Insekten einen idealen Lebensraum. Und bieten mit der Zeit Sichtschutz. Als Kletterpflanzen eignen sich hier z.B. Zuckererbsen, Hopfen, Waldrebe und Efeu. Auch Trockenmauern eignen sich als Gartenbegrenzung.

Torfhaltige Erde

Insekten- und Umweltschutz beginnt schon beim Kauf der Blumenerde. Bei Eurer Kaufentscheidung solltet Ihr insbesondere ein Kriterium im Blick behalten, um klima- und insektenfreundlich zu handeln: Ist der Blumenerde Torf beigemischt oder nicht? Durch die Torfgewinnung aus Mooren wird zum einen der Lebensraum dort vorkommender Pflanzen und Tiere zerstört. Zum anderen sind Moore wertvolle Kohlenstoffspeicher.

Insektenspirale

Auch eine Kräuter- oder Insektenspirale kann nicht nur Euch sondern vor allem auch die Insekten erfreuen. Der Vorteil der besonderen Bauweise ist, dass man Pflanzen mit verschiedenen Standortansprüchen zusammenpflanzen kann. Hier findet Ihr mehr Informationen rund um eine solche Spirale und eine passende Bauanleitung!

Ihr möchtet Euren Garten noch weiter umgestalten und habt den nötigen Platz?
Dann findet Ihr hier zwei weitere Ideen, die Euch nicht einmal etwas kosten:

Insektentränke

Hohe Temperaturen und anhaltende Trockenheit im Sommer machen auch Insekten zu schaffen. Vor allem in stark versiegelten Ballungsräumen haben sie Probleme Wasser finden, das sie trinken und teilweise auch zum Bau ihrer Nester benötigen. Das Aufstellen einer Insektentränke kann hier Abhilfe schaffen. Hierfür eignet sich eine flache Schale, in der kleine Steine platziert werden. Sie sollten zur Hälfte aus dem Wasser herausragen, damit Insekten sicher landen können. Wichtig ist, dass das Wasser möglichst täglich ausgewechselt wird, um der Entwicklung von Krankheitserregern vorzubeugen. Insektentränken sollte an sonnigen, warmen und windstillen Orten im Garten aufgestellt werden.

Steinhaufen

Gestapelte Natursteine sind Lebensraum für viele unterschiedliche Tierarten. Für den Aufbau sind windgeschützte und sonnige Orte optimal. Damit Raum für wärmeliebende Eidechsen oder Hummelnester ist, sollten größere Hohlräume geschaffen werden. Diese bieten im Winter auch frostfreie Überwinterungsmöglichkeiten. Wenn Ihr nicht schon Steine habt, findet Ihr diese oft gratis, oder für ein kleines Entgelt auf Online-Tauschbörsen. Steinhaufen können zusätzlich bepflanzt werden um Insekten weitere Nahrungsangebote zu schaffen. Geeignet sind hier z.B. Wildkräuter oder Zimbelkraut und Mauerpfeffer. Inspirationen zur Pflanzenwahl findest du hier.